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AutorenbildArian Okhovat Alavian

KI und die Zukunft der Medien: Eindrücke von der INMA Innovation Week 2024

Die INMA Innovation Week in Helsinki brachte führende Köpfe der Medienbranche zusammen, die gemeinsam die tiefgreifenden Veränderungen erkundeten, die Künstliche Intelligenz (KI) für die Medienwelt bedeutet. Als abschließender Keynote-Speaker hatte ich die Gelegenheit, Einblicke in unsere Arbeit bei PANTA RHAI zu teilen und darüber zu sprechen, wie Medienunternehmen mit dieser rasanten Entwicklung Schritt halten können. Rückblickend möchte ich die spannenden Chancen und die komplexen Herausforderungen festhalten, die KI heute für den Journalismus und die gesamte Branche mit sich bringt.


KI-Integration: Effizienz trifft auf ethische Herausforderungen


Im Medienbereich wird KI oft mit Effizienz und Personalisierung verbunden – und genau das spiegelten auch die Umfrageergebnisse auf der INMA wider. Auf die Frage, „Woran denken Sie zuerst bei KI-Integration in der Medienbranche?“ nannten die Teilnehmenden Begriffe wie Zeitersparnis, bessere Abläufe und Kreativität. Worte wie „Superkräfte“ und „Game Changer“ vermitteln Aufbruchsstimmung, doch auch Begriffe wie „Jobverlust“ und „gefährlich“ zeigen, dass bei einigen Bedenken mitschwingen.



In meiner Keynote bin ich auf diese Dualität eingegangen. KI verspricht enorme Effizienzgewinne – von der Inhaltserstellung bis hin zur Zielgruppenansprache – doch ohne sorgfältige Kontrolle birgt sie auch Risiken für Arbeitsplätze und die journalistische Integrität. Für Verlage geht es nicht nur darum, schneller Inhalte zu produzieren, sondern sicherzustellen, dass KI die Mission des Newsrooms unterstützt und nicht untergräbt.


Sind wir bereit für KI? Eine Selbsteinschätzung der Branche


Ein besonders aufschlussreicher Eindruck der Konferenz war die Einschätzung der Branche zur eigenen KI-Bereitschaft. Mit einem durchschnittlichen Wert von 2,9 von 5 Punkten fühlen sich viele Medienexpertinnen und -experten offenbar nur mäßig gut auf den Übergang zu KI vorbereitet. Dieses Ergebnis passt zu einem zentralen Punkt meiner Rede: Obwohl 87 % der Verlage angeben, in KI und Datenanalytik investieren zu wollen, gibt es oft Defizite bei der Schulung der Mitarbeitenden und der Infrastruktur im Allgemeinen.



Diese Lücke in der Bereitschaft zeigt, wie wichtig Investitionen in Menschen und Technologie sind. Der - erfolgreiche - Einfluss von KI hängt maßgeblich davon ab, wie verantwortungsvoll Teams sie einsetzen kann. Derzeit haben nur 5 % der europäischen Unternehmen mehr als ein Viertel ihrer Mitarbeitenden in KI-Kompetenzen geschult – ein klares Zeichen, dass es auch für Medienorganisationen viel Potenzial gibt, in die Entwicklung ihrer Belegschaft zu investieren. KI ist keine Lösung, die man einfach anschließt und loslegt; sie braucht Mitarbeitende, die sowohl das technische Potenzial als auch die ethischen Auswirkungen verstehen.


Vertrauen und neue Formate: Die Zielgruppen dort abholen, wo sie sind


Ein Highlight der INMA war die Begeisterung für neue Erzählformate, um besser mit dem Publikum – insbesondere jüngeren Zielgruppen – in Kontakt zu treten. Von Augmented Reality (AR) und Vertical Videos bis hin zu Podcasts und interaktiven Inhalten: Medienunternehmen erweitern ihr Repertoire, um mit Plattformen wie TikTok mithalten zu können.


In meiner Keynote habe ich betont, wie wichtig es ist, diese neuen Formate zu nutzen – aber genauso entscheidend ist es, das Vertrauen der Leserschaft zu stärken. Gerade mit dem Einsatz von KI im Newsroom wird Vertrauen zu einem immer wertvolleren Gut. Bei der Vielzahl an Inhalten und Quellen ist es für Medienunternehmen unerlässlich, sich klar zu positionieren und ihre Glaubwürdigkeit durch eine starke Marke zu sichern. KI-gestützte Personalisierung funktioniert gut, muss aber transparent und ethisch vertretbar sein. Viele Verlage setzen daher auf hybride Ansätze, bei denen menschliche Kontrolle eine zentrale Rolle spielt, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu gewährleisten.


Für alle, die mehr über meine Keynote und meine Gedanken dazu erfahren möchten, gibt es den vollständigen Artikel dazu auf der INMA-Website, den ihr hier lesen könnt.


Ein Aufruf zum Handeln: Was Führungskräfte als Nächstes planen


Zum Abschluss des Events fragten wir die Teilnehmer:innen: „Welchen ersten konkreten Schritt werdet ihr am Montag eurem Team vorschlagen, basierend auf den Erkenntnissen dieser Woche?“ Die Antworten waren vielseitig: von ganz praktischen Vorschlägen wie „KI testen“ und „neues CMS prüfen“ bis hin zu strategischen Ideen wie „mehr auf Wirkung setzen“ und „Marke stärken“. Besonders interessant war, dass Begriffe wie Innovation und Vertrauen immer wieder auftauchten – ein klares Zeichen dafür, wie wichtig diese Themen für die künftige Entwicklung der Medienbranche sind.



Diese Vielfalt an Antworten zeigt, wie unterschiedlich die Organisationen auf das Thema KI vorbereitet sind. Einige konzentrieren sich auf sofortige Integrationsschritte, während andere grundlegende Strategien für langfristige Transformationen entwickeln


Ein Blick in die Zukunft: KI als Partner im Journalismus


Die INMA Innovation Week in Helsinki hat eine wichtige Botschaft vermittelt: KI ist nicht nur ein Werkzeug, sondern ein Partner, der die Zukunft der Medien neu gestalten kann – vorausgesetzt, man geht verantwortungsvoll damit um. Gerade jetzt brauchen Medienunternehmen Investitionen in die technologische Infrastruktur und in das Wissen ihrer Mitarbeitenden. Ich hoffe, dass unsere Erfahrungen bei PANTA RHAI auch andere Branchenführer dazu inspirieren, KI mit Begeisterung, aber auch mit dem nötigen Verantwortungsbewusstsein zu nutzen.


Für einen tieferen Einblick in die Sessions und Diskussionen der INMA Innovation Week lohnt sich ein Blick in den offiziellen INMA Blog, wo alle wichtigen Erkenntnisse ausführlich zusammengefasst sind. Auf diesem Weg bin ich gespannt zu sehen, wie Medienunternehmen weltweit die KI-Landschaft mit Agilität, ethischem Bewusstsein und echtem Engagement für guten Journalismus gestalten werden.

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